Expedition Tansania 2000

Fr 28.07.2000 – Mo 28.08.2000

Teilnehmer:
Michael Laumanns
Franzjörg Krieg
Robert Winkler
Erich Plattner, CH

Anknüpfung an Expes von 1994 und 1995

Flüge:
Frankfurt – Bahrein
Bahrein – Muscat (Oman)
Muscat – Sansibar
Sansibar – Dar es salam

Kosten:
Flug                1008.- DM
Bahn                100.- DM
Filme               400.- DM
Ausrüstung   400 DM
Verbrauch     1950.- DM

Insgesamt     3800.- DM/Person

Fr 28.07.2000
Frankfurt – Bahrein
Ich hatte vorher die Flugroute nicht gecheckt.
So wurde ich – zufällig am richtigen Platz sitzend – davon überrascht, dass mir die Topographie der Landschaft 10km unter uns bekannt vorkam. Wir überflogen gerade „mein“ neues Forschungsgebiet in der Türkei, die Bolkar-Berge im Mitteltaurus zwischen Karaman und Eregli – und das in einem optimalen Blickwinkel. Und ich saß genau am richtigen Platz im Flugzeug und war zufällig wach.

Bahrein – Muscat
Übernachtung im Holiday Inn

Sa 29.07.2000
Muscat – Sansibar
Sansibar – Daressalam

Ismael mit Geländewagen als Fahrer

Einchecken im Safari Inn

So 30.07.2000
Hafen, Fischmarkt, Museum (deprimierend)


Fischmarkt in Dar Es Salaam

20 km nach Norden zum Strandhotel Bahari Beach.
Eintritt, Bier, Baden.
Feilschen um Auto und Fahrer. Mitsubishi Pajero.
3 Wochen = 1300 US Dollar.

Mo 31.07.2000
Besorgungen
Bank: Geld tauschen (1 DM = 375 Schilling)

Gaswerk: Karbid besorgen
Supermarkt: Von Klopapier bis Salatöl
Es regnet zwischendurch heftig – für die Trockenzeit ungewöhnlich.

Die Forschungsgenehmigungen laufen völlig unproblematisch über das Antiquies Dpt. beim Museum. 1994 dauerte allein das eine Woche. Jetzt geht das für Afrika ungewöhnlich unkompliziert.

Für 8 Flaschen Bier müssen wir 5000 TSH (15 DM) Pfand bezahlen. Ins Hotel müssen wir diese schmuggeln und notdürftig unter der Dusche kühlen. Das Pfand holen wir uns am nächsten Tag wieder.

Di 01.08.2000

Endlich fahren wir aus DAR raus in Richtung Süden.

Um die Mittagszeit essen in einem Dorf: Reis, Fisch, Gemüse, Cola – etwa 2,50 DM. Na also, geht doch.

Fahrt von DAR nach Kilwa

Fähre über den Rufiji. Danach wird die „Straße“ richtig schlecht. Dünne Besiedelung, wenig Verkehr.

Fähre über den Rufiji

Ohne 4WD geht gar nichts

Vor Kilwa wird es dunkel. Gegen 19 Uhr sind wir im Hotel Kilwa Masoko.
Für 320 km brauchten wir 9 Std. Fahrt.

Ein Auto ist ins Meer gefahren und muss noch herausgeholt werden. Wohl der Suizid eines bei den Wahlen unterlegenen Politikers.

Mi 02.08.2000


Das Bergen des Autos mit Fahrer aus dem Meer ist natürlich eine Abwechslung, die sich kaum jemand entgehen lässt

Formalien erledigen.
40 km zurück zur Kreuzung nach Kipatimu.
Einspurige Sandpiste, zunächst flach, dann immer hügeliger.



Die großen hellen Bäume sind Affenbrotbäume, “Baobabs”

Kokospalmen fehlen in keiner Ansiedlung

Wir nehmen in Kipatimu Abdallah auf, den wohl einzigen einheimischen Höhlenforscher. In einem unglaublichen „Büro“ tragen wir uns in einem Visitors Book ein. Wir lernen auch Father Joseph kennen, seit 1997 der Priester der katholischen Missionsstation. Im „Pfarrhaus“ bei der Kirche checken wir in zwei Doppelzimmer ein.

Im Rathaus

Die Kirche in Kipatimu

Father Joseph erzählt uns, dass zur Missionsstation eine Schule gehört: 500 Kinder in der 7jährigen Grundschule und weitere 320 Kinder in der 4jährigen secondary school. Das Einzugsgebiet hat rund 50 km Radius. Es gibt große Probleme – kein Lehrer will hierher. Bei der Situation hier und einem Monatsgehalt von 200 DM ist das auch kein Wunder. 200 DM entsprechen etwa 8000 kleinen Bananen. Ähnlich ist es mit dem Krankenhaus. Es fehlt an allem, von den Medikamenten bis zur Ausstattung. Natürlich will auch kein Arzt hierher.

Die Schule im Nachbardorf Nandembo

Der “Dorfplatz” in Kipatimu

In Tansania ist etwa ein Viertel der Bevölkerung (rund 8 Mill.) katholisch, mehr als die Hälfte sind Moslems und der Rest ist gemischt: Hindus, Anglikaner, etc. Es gibt etwa 24 katholische Diözesen.

Als das Stromaggregat ausgemacht wird, sitze ich noch mit Taschenlampe schreibend auf der Veranda.

Do 03.08.2000

Nach dem Frühstück packen wir für die erste Höhlentour ins NAMAINGO Höhlengebiet.

Die Straße nach Kilwa 5,6 km zurück bis zur ersten größeren Ansiedlung des Dorfgebietes Mtondo Kimwaga. Von dort in Richtung SW 2,3 km Fußballfeld mit Wellblechbude. Eintrag ins Visitors Book.
Nach weiteren 2,1 km hört der Pfad im Zentrum des Dorfes auf.

Wir schlazen uns an und steigen ins Tal ab.

Eingang in die Namaingo wet
Neuer Einbruch in die Namaingo III
Namaingo dry
Quelle vor der Namaingo-Schwinde
Namaingo Schwinde

Wir gehen zuerst in die neue Namaingo III und vermessen.

Danach Namaingo wet.

Danach Namaingo dry.

Beim Eingang der Namaingo dry

Außer mit Fledermäusen machen wir Erfahrungen mit weiteren Höhlenbewohnern.




Auf dem Rückweg steigen wir mit vielen Einheimischen zum Quelltopf der Kihangambembe ab.

Gegen 16 Uhr zur Missionsstation zurück.
Versuche, die topographische Karte mit der Realität in Einklang zu bringen.

Ich mache Videoaufnahmen von der Probe des lokalen Kirchenchors – wunderschön!

Um 18.30 Uhr startet der Generator und es gibt Abendessen.

Father Joseph war in Kliwa und holte dort den toten Körper des Fahrers ab, der ins Meer gefahren war. Er saß noch angeschnallt im Auto. Der Fahrer kam aus Kipatimu.

Fr 04.08.2000

Gegen 9 Uhr Abfahrt durch den Markt Kipatimu auf den Track nach Nandete. Nach 3,3 km (GPS) scharfer Abzweig zurück in Richtung Nandembo. Eintrag ins Visitors Book. Der einäugige Dorfchef erhält einen Flachmann Whiskey. Er und zwei weitere steigen zu uns Vieren plus Fahrer und Abdallah zu – zu 9 im Auto für 2,2 km!

Mtondo Kimwaga

Dort geht es am Ende des Pfades abwärts zur Höhle unter Begleitung von mindestens 20 Einheimischen.


Der Eingang der Nandembo ist beeindruckend.


Alle (!) gehen ohne Licht durch die Durchgangshöhle unter der Fledermauskolonie durch.

Im Gelände weiter abwärts in ein Bachbett.

Dort liegt der Eingang der Nakitara, ein Eingang zum Nandembo-System.

Wir gehen in der Nakitara bis zum Collecteur und machen auf dem Rückweg Fotos. Videos in der Durchgangshöhle.














Rückfahrt zur Missionsstation in Kipatimu.
Duschen, Ausrüstung waschen, GPS-Daten rausschreiben.
In der Karte kann ich die gefahrenen Strecken nachvollziehen, die Lage der Höhlen eher nicht.

In Tansania gibt es fast keine einheimische Industrie und kein privates Landeigentum. Möglich ist nur Pacht für 66 oder 99 Jahre. Die Einheimischen bauen ihre Hütten auf Staatseigentum und wandern weiter, wenn nach 2 bis 4 Jahren der Ertrag auf den Feldern nachlässt. Industrielle Entwicklung ist bei diesem System nicht möglich.

Es gibt zwar ein Steuersystem, aber bei den üblichen Bürobedingungen hier ist noch nicht einmal eine Einwohnerstatistik realisierbar. Außerdem wird alles von den Einheimischen unterlaufen. Wenn ein Mann drei Frauen in unterschiedlichen Dörfern hat, ist er in keinem dieser Dörfer greifbar. Es passiert immer wieder, dass „Akten“ mit ganzen „Rathäusern“ abbrennen, sobald ein Steuereintreiber von oben kontrolliert werden soll. Das ist in Tansania auch auf höchster Ebene üblich: Bei der National Bank von Tansania und anderen hochrangigen Institutionen. Die Regierung wirbt zwar für Investitionen von ausländischen Firmen, nach spätestens 5 Jahren besteht aber die Gefahr, dass eine neue Regierung wieder alles verstaatlicht. Die Regierung, die auf großem Fuß lebt, macht alles nur mit Geldern aus der Entwicklungshilfe, die dort, wo sie hingehören, nie ankommen.

Sa 05.08.2000

Es regnet, was für die Fahrt ein Problem ist. Im Matsch stecken zu bleiben, ist zu gefährlich.
Nach 10 Uhr klart es auf.
Gegen 11 Uhr sind wir in Nandembo, wo der Dorfälteste mit den sieben Trägern wartet, die unsere Ausrüstung in den Busch tragen werden.
Mit Abdallah sind wir 12 Personen.
Wir vereinbaren 15.000 TSH für das ganze Projekt: Gepäck von 7 Trägern über den Berg und am 15. bzw. 16.08. wieder zurück.

Ich gehe fotographierend voraus. Es geht abwärts immer in Richtung Westen und dann hoch, bis auf 660m eine bewaldete Hochfläche erreicht wird. Es geht immer auf einem freigehaltenen Track in Richtung Westen weiter.

Baobab

Schließlich geht der Pfad langsam wieder abwärts. Es ist bewölkt, sehr angenehm zum Gehen. Ich selbst habe den Daypack mit aller Biwakausrüstung (Zelt, Isomatte, Schlafsack, Moskitonetz), Kamera, Wechselobjektiv, GPS und Kleinkram. Obwohl ich als Erster vorausgehe, sehe ich kaum Tiere: Schmetterlinge, eine Eidechse und rattenähnliche Tiere mit höheren und dickeren Beinen.

Im Bildzentrum unterhalb des Affenbrotbaums mitten im Manjokfeld ist unser Lager bei der Hütte einer einheimischen Familie

Ankunft mit der Trägerkolonne im Lager

Im Tal kommen wir an eine T-junktion und gehen nach rechts zu einem Quelltopf. Michael stellt mit Abdallah den Kontakt zu den Einheimischen her. Bei der großen Wohnhütte einer Familie bei einem großen Affenbrotbaum mitten im Manjokfeld können wir lagern. Wir sind in der Steinzeit gelandet. Eine junge Mutti mit 8 Kindern puhlt Mais aus den Kolben, stampft und reinigt das Ganze, den Kleinsten dabei immer stillend. Außerdem gibt es zwei Söhne und eine ältere Frau. Der Hausherr selbst ist zu Fuß in Kipatimu, um nach uns zu sehen.


Für uns wird Manjok in unserem mitgebrachten Öl gebraten – Pommes frites.

Wir trinken unsere guten Wasservorräte auf und relaxen. Fotos, Zelte aufschlagen, Dusche richten (Wassersack an Baum hängen). Zu Besuch kommen von anderen Hütten zwei Muttis mit Babys. Das mit dem Kochenlassen wird nichts. Sie können mit dem, was wir mitgebracht haben, nichts anfangen, weil sie z.B. noch nie Nudeln gesehen haben. Also kochen wir zur Demonstration eine Portion Nudeln und mischen diese mit einer Dose Corned Beef.

Nach dem Essen kochen wir mehrere Töpfe Wasser ab, machen diese mit Mikropur steril und füllen damit unsere Trinkvorratsbehälter.

Aus diesem Quelltopf kommt alles Wasser…

Am Abend kommt das Licht von unseren Karbidlampen.
Ich freue mich auf meine erste Nacht in Afrika im Zelt unter dem Affenbrotbaum.

Mein Lagerplatz unter dem Baobab

So 06.08.2000

Zum Frühstück improvisiert jeder: Mit Mehl und Wasser einen Teig machen, der im Blechteller gebacken wird, 5-Minuten-Beutel mit Nudeln und Käsesahnesoße, Stockbrot, Eier, Tee.

Gegen 9 Uhr gehen wir im Bachbett hinter dem Quellteich (Dreckbrühe) hoch. Auf 396m kommt von links ein Zulauf, den wir etwa 60m bis zum Bröller hochgehen – Upper Nubi. Es stellt sich als untauchbare Brühe heraus.

Danach gehen wir den Weg von gestern in Richtung Kipatimu ein Stück zurück. Auf 577m queren wir, bis wir in einem Tal zu einer schönen Schwinde kommen – die Namamba. Sie ist zu. Wir vermessen wenige Meter.



Immer wieder haben wir den Eindruck, dass wir in der Steinzeit gelandet sind. In manchen Bereichen hat sich nichts geändert.

Wieder queren wir, gehen parallel zu unserer gestrigen Route zurück und dann abwärts in ein Tal, wo wir dem inaktiven Flusslauf bis zur eindrucksvollen Schwinde folgen. Die Kiaona liegt an der Grenze zwischen Sandstein und Kalk und ist zu. Abdallah und ich graben erfolglos. Heute ist nicht unser Tag.

Um 16 Uhr sind wir auf dem Weg zurück, queren zu unserer gestrigen Route, verfolgen diese eine Weile und steigen dann weiter rechts ab, um direkt am Quelltopf zu landen.

Duschen, Reis kochen für alle.

Mo 07.08.2000

Wir wollen eigentlich zur Likolongomba – die mit dem Fledermauskot. Unser junger einheimischer Führer bringt uns aber zu einer anderen Höhle. Es stellt sich heraus, dass diese die Schwinde für die Likolongomba ist. Die Strecke machen wir mit vollem Gepäck. Auch die Fotokiste wird von Trägern geschleppt. Wir kommen von oben in das Kihanganbembe-Tal, in dem immer wieder Schlucklöcher im Bachbett auffallen. Kurz vor der Einmündung in den Mnubi liegt der Quelltopf, an dem die Expe 1995 lagerte. Wir gehen über den Mnubi und kommen an Hütten vorbei nach etwa 1 km zu einer malerischen Schwinde in einer Felsenkulisse. Unter den Baumstämmen ist die Schwinde offen und es geht weiter! Endlich unsere erste richtige Neuforschung – die Nakilango.



Eingang der Nakilango

Wir vermessen. Schnell kommt stehendes Wasser, in dem Welse leben, etwa 40cm lang und neugierig im trüben Wasser schauend, was da Licht ins Dunkel bringt. Über Wasser gibt es Fledermäuse, die auch ins Wasser fallen und wieder raus rudern oder aber auch an unseren Schlazen hängenbleiben. Nach etwa 200m kommt ein Siphon – mit Welsen! Das Wasser ist eine üble Brühe.

Auf dem Weg zurück vermessen wir noch ein Kluftnetz in Eingangsnähe und einen schlammigen Zubringer mit CO2-Gefahr.
Ergebnis: 260m Neuland.
Das hätte besser ausfallen können.

Wir gehen zurück und nehmen ab dem Quelltopf eine Abkürzung – nicht durchs Kihanganbembe-Tal.

Im Camp gibt es einen Sack voll Orangen und Bananen – himmlisch!
Duschen, GPS-Daten sichern, Reis kochen für alle.
Schlafen unter dem Baobab.

Di 08.08.2000

Frühstück mit Obst, Stangenbrot, Fleischbrühe, Ugali (Maisbrei) und Antilopenfleisch.


Zu zweit (mit Robert) gehen wir mit leichtem Gepäck das Mnubi-Tal runter bis zur Likalongomba, zunächst durch die Kasawa-Felder (Manjok). Das Trockenbett des Mnubi ist zu stark zugewachsen. So nehmen wir in flottem Tempo die Strecke von gestern und landen punktgenau am Quelltopf. Von dort gehen wir den Mnubi abwärts. Hier ist er breit und offen. Manchmal Blöcke und umgestürzte Bäume. Teilweise schluchtähnlich mit Kalkfelswänden.


Nach etwa 1,1 km kommt von rechts der Zulauf von der Likolongomba. Die Höhle ist vom Fluss aus zu sehen. Die GPS-Peilung ergibt 440m in 19° zum Eingang der Nakilango, oder besser, Likolongomba-Schwinde. ´

Ich mache unterwegs eine sehr lehrreiche Erfahrung mit der einheimischen Vegetation. Hierzu zitiere ich Robert Winkler aus dem Jahresheft 2000 der Arge Grabenstetten:

“Abdallah zieht Erkundungen in einem anderen Dorf ein, selbstverständlich “notty far” from here und also ziehen Franzjörg und ich alleine los. Den Ehrgeiz, dem zur Zeit trockengefallenen Wasserlauf des Mnubi zu folgen, an dessen Ufer sowohl das Dorf als auch die Höhle liegt, verfolgen wir nur etwa 100m. So lange genau, bis Franzjörg am Bein ein brennendes Jucken verspürt. Wir sind sofort alarmiert! Die Hauptgefahr im Busch: „Juckbohnen”. Eine Rankpflanze, die sich auf Maniokpflanzen spezialisiert zu haben scheint und an der haarige Bohnen hängen. Der leiseste Kontakt mit diesen Haaren hat verheerende Folgen. Jeder Versuch, dieses Gefühl zu beschreiben, muss unweigerlich scheitern in einer Welt, die nur Brennnesseln kennt.
Aber vielleicht hatten Sie mal einen sehr reifen Pickel an einer Körperstelle, an die sie nicht rankommen und niemanden in der Nähe, der für Sie dort rankommt. Dann haben Sie zumindest eine Vorstellung davon, wie ätzend störend das Gefühl ist.
Alle Kratzerei hilft einem höchstens, sich die Zeit zu vertreiben und das Juckgefühl mit den winzigen Härchen auf andere Körperpartien zu verteilen. Wir gehen einfach etwas schneller, um Franzjörg abzulenken und scheinbar ist das Juckgefühl von begrenzter Dauer.

“Ein paar Meter trennen mich noch vom regulären Weg, als die Vegetation noch mal etwas zulegt. Im letzten Moment fallen mir die Juckbohnen wieder ein, doch zu spät. Ich bin bereits von den tückischen Pflanzen umzingelt und bei der nächsten Bewegung fährt schon ein brennendes Jucken den ganzen Arm hinunter.

Die Enttäuschung ist die gleiche, als wenn im Flugzeug anstatt des erwarteten Erfrischungstuches Mayonnaise aus der Packung schnellt und sich über die Hose ergießt oder im vermeintlich leckeren Wurstbrötchen ein Reißnagel versteckt ist. Auch die Erinnerung an eine indonesische Soße, die außer Schärfe nur Chili enthielt und beim anschließenden Erbrechen den Gaumen gleich noch einmal verbrannt hat, hilft, die aufkommenden Gefühle in dieser Situation zu verstehen. Noch wenige Meter bis zum Dorf und nach 3 Litern Flüssigkeitsgewinn kann sich mein Körper wieder mit dem Jucken befassen, warum ich so weiß, wie Franzjörg sich am Vormittag gefühlt haben muss.”

Die Idee, den Eingang abzugraben, ist prinzipiell machbar, aber nicht zu zweit in zwei Stunden. Da haben schon 10 Männer mindestens 3 Tage zu arbeiten.

Eingang der Likolongomba

Im malerischen Flussbett gehen wir noch etwa 1,5 km abwärts, springend und kletternd.

Irgendwann gibt es keine Felswände mehr, danach werden auch die Blöcke weniger. In etwa 260m NN überwiegt das Sediment.

Wir gehen zurück. Im Flussbett bzw. am Ufer sind zwischendurch Brettersägeeinrichtungen. Jetzt ist mir klar, wo die Bretter neben der Hütte auf dem Weg zur Nakilongo herkommen.

Am Quelltopf trinke ich den letzten Schluck meines Wasservorrates. Der Weg zurück ist nicht einfach. Ich gehe gleich zur Quelle, um meine Füße reinzuhängen. Dann barfuß zum Camp.

An diesem Tag mache ich noch eine weitere Erfahrung, die gerade für Expeditionen in den Tropen von höchster Relevanz ist: Für Tagesausflüge mit körperlicher Belastung muss man entsprechend umfangreiche Wasservorräte mitnehmen!
Hierzu möchte ich nochmals Robert Winkler zitieren:

Survivertypen beschreiben immer wieder begeistert die elementaren Gefühle in der Wildnis, in der nur noch das nackte Überleben zählt, das Leben auf die Grundbedürfnisse reduziert ist und alles einfach und unkompliziert ist.
In der Tat, nachdem die Mittagshitze im Flusstal jedes andere Gefühl langsam und gründlich herausgekocht hat, bleibt nur ein elementares Gefühl zurück: Durst! An zweiter Stelle steht „Durst”, dicht gefolgt von ehrlichem, durchdringenden, alles verzehrenden Durst!
Ein Durst, der zudem noch geraume Zeit bekommt, um sich zur vollendeten Gier nach Flüssigkeit zu entfalten und jede Beschäftigung der Gedanken mit anderen Dingen aus dem Gehirn destilliert. Nur so ist es auch zu erklären, dass wir nach quälend langer Zeit, in der sich der trocknende Speichel im Mund wie eine komplette Füllung eine Klebestiftes anfühlt, die normale Abkürzung zu unserem Dorf verpassen…”

Orangen essen, trinken, duschen – alles ist plötzlich eine kleine Sensation!
Erst nach etwa 2 Litern Getränk habe ich den Eindruck, dass mein Flüssigkeitshaushalt wieder im Lot ist. Wir hatten viel zu wenig Wasser dabei.

Mi 09.08.2000

Stockbrot mit Salami und Ei, Brühe, Kaffee, Orangen.

Ich packe den Daypack: GPS, Fotoausrüstung, zwei Liter Getränk, eine Orange, Helm, Lampen, Batterien.

Gegen 9 Uhr ziehen wir los. Es geht über die inzwischen vertraute Strecke, die die Wasserscheide zwischen Kitananombe und Mnubi bildet, zum Kitananombe-Quelltopf.

Von dort in den Mnubi – abwärts. In der ersten Kurve liegt rechts eine Kleinhöhle. Sie wird „beigezeichnet“. In der nächsten Kurve liegt links etwas versteckt eine weitere Höhle. Wir waren alle immer daran vorbeigegangen. Es ist die Ngunde, eine Durchgangshöhle mit mehreren Eingängen und Kluftnetz. Viele Fledermäuse begleiten uns beim Vermessen. Es geht zügig voran. Diese Trockenhöhle ist ideal als Versteck geeignet, weshalb sie wohl bis jetzt nicht preisgegeben wurde. Die Alten wollen solche Höhlen als Geheimversteck bewahren.




Vor dem hinteren Ausgang der Ngunde sind zwei Fallen aufgebaut, wohl für die Stachelschweine, die die Höhle bewohnen.

Unsere Führer schlagen einen Weg durch den Busch und führen uns zielsicher durch unwegsames Gelände direkt zu einem Eingang der Maji-Maji, eine der fossilen Höhlen, trocken und ideal als Versteck.

Es ist eine Schwinde mit zwei Eingängen und plombiertem Lehmsiphon.
Wir vermessen sie in 45 Minuten.

Der Rückweg erfolgt zunächst durch den weglosen Busch, dann auf dem bekannten Weg zurück.

Ein Bericht zu dieser Höhle ist HIER zu finden.

Damit haben wir alles hier abgearbeitet. Morgen können wir von hier weg, Dazu wird einer der Jungs morgen ganz früh nach Nandembo gehen, um unsere Träger zu holen.

Für 500 hat einer der Jungs heute wieder einen Sack Orangen besorgt. Wir „trinken“ sie wie die Einheimischen.
Für 2000 TSH bekommen wir ein Huhn gekocht mit Reis. Als Suppe eine fette Fleischbrühe.

Do 10.08.2000

Jeder unserer 3 guides erhält 3000 TSH, derjenige, der uns zu den beiden letzten Höhlen führte, nochmals 1000 TSH extra. Die Familie, bei der wir lagerten erhält 5000 + 2000 für das Huhn. Alle werden mit Unterhosen, T-Shirts, Hemden, Tüchern, etc. aus unserem Fundus bedacht. Außerdem lassen wir alle Lebensmittelreste (Mehl, Öl, Reis, Zucker) plus etwas Alugeschirr für die Familie hier. Die Freude darüber ist nicht überwältigend. Abdallah versucht eher, noch mehr herauszuschlagen. Außerdem ist er scharf auf eine Helmbeleuchtung. Ich erkläre ihm, dass diese über 30.000 TSH wert ist und dass wir darüber noch diskutieren müssten.

Nach 12 Uhr kommen unsere Träger. In 1,5 Std. sind wir zurück im Dorf. Eintrag ins Visitors Book, die Träger auszahlen. Wir können fahren.

In der Mission in Kipatimu können wir endlich richtig duschen und frische Sachen anziehen.

Ich sitze eine Stunde bei der Probe des Kirchenchores, danach besteigen des Kirchturmes mit seinen zwei kleinen Glöckchen.

Das Abendessen fällt üppig aus.

 

Fr 11.08.2000

Heute gibt’s schon zum Frühstück auch Reis mit Fleisch. Der Koch backt auch das Brot selbst.

Bearbeiten der Vermessungsdaten.

Vor drei Tagen ist ein LKW, vollbeladen mit Kokosnüssen und Orangen und obenauf noch Menschen, umgestürzt. Es gab viele Verletzte mit Knochenbrüchen und eine Frau starb.

Wir fahren gegen 9.30 Uhr. Die Strecke bis zum Abzweig nach Nandembo kennen wir schon. Danach ist für uns alles neu. Die Straße ist teilweise sehr schlecht und fordert alles vom Fahrer. Die Straße muss immer wieder vor dem Fahren gerichtet werden.

In Nandete Eintrag ins Visitors Book.

In der Missionsstation packen wir und zahlen den Pater und Abdallah aus.

Abdallahs Familie mit Robert, mir und Michael

Weiterfahrt nach Kilwa, wo wir endlich wieder ein gutes Bier genießen können. „Kilimanjaro“ kalt ist bedeutend besser als „Safari“ warm.

Abdallah hat für die geflügelten Worte der Expe gesorgt:
„Notty far!“ bedeutet, dass man mindestens 3 Stunden zu Fuß gehen muss. „Goody taste!“

Sa 12.08.2000

Bis nach DAR gehen allein 3 Stunden Reparaturzeit verloren: Kabel an der Lichtmaschine befestigen, Reifenplatzer und ein gerissener Keilriemen.

An der Rufiji-Fähre stehen lange Schlangen von Bussen und Lkws beidseitig. Wir fahren daran entlang und kommen bei der übernächsten Fähre mit zwei weiteren 4WDs noch drauf.
Erst abends sind wir in DAR und können dort in ein ziemlich volles Hotel.

So 13.08.2000

Wir fahren ab 11 Uhr auf einer sehr guten Straße nach Osten und bei der ersten T-junction nach Norden bis zur 2. T-junction. Dort essen wir.
Es wird bergig. Sisalanbau (wie Agaven).

Irgendwann sieht man voraus das Zementwerk von Tanga, die größte in Tansania.

In der Stadt fahren wir gleich zur Höhle von Amboni, wo im Kassenhäuschen Michaels Plan hängt. Wir zahlen brav 2000 TSH/Person und lassen uns erklären, was ein Stalagtit ist.

Aus den etwa 750m Plan wird an Führungsweg das Optimum herausgeholt – inklusive Beinahe-Schluf. In allen Führern steht was von 234 km Höhle – und ein Schluf soll bis nach Kenia gehen. Whow! Die Führer glauben das auch selbst.

Wir checken im Zentrum von Tanga im Ocean Breeze ein. Ein DZ für 5000 TSH incl. Frühstück.

Mo 14.08.2000

Ich gebe meinen Juckbohnen-Anzug, der mir auch nach 3 Tagen noch einen heftigen Feuer-Anfall bescherte, in die Wäsche.

Wir klären die Formalia und erhalten einen Führer zugeteilt.

Am Nordufer des Flusses Mukulumusi geht es zur Amboni Nr. 8 und wir beginnen, zu vermessen.

Kluftorientiert, in Parallelklüften verzweigt, mit Hallen und Schlüfen. Tropfsteine, Wurzeln, Tagöffnungen – eben alles, was zu einer 30m mächtigen tropischen Karstüberdeckung gehört.

Bis 17 Uhr vermessen wir gut 400m und sind noch nicht fertig.

 

Di 15.08.2000

Wir vermessen die Amboni 8 fertig – insgesamt 580m Messzüge. Fotos und Video.





Die “Drieviertelzoll-Wurzel”


Im “Wurzelkeller”

Fotos von den gelben Webervögeln, die im Schilf am Fluss ihre Nester bauen.

Auf dem Rückweg checken wir eine Höhle zwischen der Amboni 7 und der Amboni 8 und nennen sie Amboni 7B. Wir vermessen auch diese – 60m Messzüge.

Mi 16.08.2000

Wir trennen uns in 2 Teams: Vermessung von Amboni 4 und Amboni 5A



Team 2: Amboni 7A.




Michael im Eingang der Amboni 7B

Danach Rockshelter (evtl. Amboni 5B).

Zurück über den Bach zur Amboni 6A und 6B, vermessen.




Der Vollständigkeit halber machen wir eine Außenvermessung von der 7A zur Schauhöhle (3A).

Mit unserem Führer Kasim gehe ich nochmals über den Bach, um gegenüber der Schauhöhle hinter einem satten Vegetationsvorhang den zugewachsenen Eingang der Amboni 3C zu finden.

Ich gehe rein und erkunde etwa 50m, 20m rein, links etwa 15m zu einem 2. Eingang, etwa 20m weiter, Querkluft, danach Hauptgang, deutlich kleiner weiter.

Es sieht aber so aus, als wollte niemand mehr weiter hier vermessen. Damit würde die 3C und die 5B (Rockshelter) unvermessen bleiben.
Im Computer legen wir alle Vermessungen zusammen. Die primäre Kluftbildung ist bilderbuchmäßig ausgebildet, sekundäre gibt es kaum.

Der Ocean Breeze mixed Grill ist für 1700 TSH das Beste, was ich in Tansania bekommen habe: Fisch, Huhn, Beef mit Chips, Reis und Gemüse, getopt mit einem Spiegelei.

Do 17.08.2000

Administrative Formalitäten erledigen.
Geld wechseln.

Wir entscheiden, doch noch zu den Amboni-Höhlen zu fahren und die 3C und das Rockshelter zu vermessen und entscheiden uns kurz für das Rockshelter, die Amboni 5B, weil wir annehmen, dass dies schnell erledigt sein könnte.

Eingang Rockshelter

Wir vermessen bis 18 Uhr und können feststellen, dass das eben kein Rockshelter ist, sondern eine richtige unübersichtliche Höhle. Also bleibt die 3C unvermessen. Ich fülle zwei Dia-Filme in der Höhle. Notty bad!

Alte Sedimentstandmarke

Hängende Sedimentreste



Erich

Mit 280m Messzuglänge ist die Höhle durchaus und unvermutet respektabel.


Bilanz

Tanga              etwa 1300m MZL (Messzuglänge)

Kipatimu         etwa 900m MZL

                        Etwa 2500m GGL (vermessene Gesamtganglänge)

Fr 18.08.2000

Packen, Verabschiedung.
Um 9 Uhr sind wir auf der Strecke.
Michael schreibt während der Fahrt mit dem Laptop auf den Knien den „Preliminary Report“.
Um 13.30 Uhr fahren wir in DAR City ein.
Reconfirm des Rückfluges nachhause und Buchung der Fähre nach Sansibar. Der Report von Michael wird ausgedruckt.
Einchecken im Safari Inn.

Nachrichten: Russisches Atom-U-Boot sitzt seit 1 Woche mit 118 Mann in 100m Tiefe fest.

Ich übertrage meine GPS-Daten vom „Amboni-Cave-Park“ auf mm-Papier und kann das Ergebnis recht gut mit der 1:50.000er Karte von Tanga in Einklang bringen.


Sa 19.08.2000

8.15 Uhr Luxus-Liner nach Sansibar. Nach 90 Minuten Einlaufen vor Zanzibar Stonetown.

3 km N von Zanzibar town in Mtoni finde ich ein kleines Guesthouse am Strand. Großes Doppel-Zimmer, Dusche, Toilette, Frühstück für 10 US Dollar.

Gleich wieder zurück in die Stadt. Palace Museum (Sultanspalast). Quer durch die Stonetown zum National Museum. Mit dem Daladala zurück zum Guesthouse. Badesachen und Kochutensilien für den Strand richten. Baden und zwei Nudelgerichte. Strandspaziergang bis nach Sonnenuntergang.

Mit dem Daladala in die Stadt. Spaziergang durch die Stonetown zum Szenetreff am Hafen vor dem „House of wonders/Old Fort“. Man spürt den Islam: Kein Bier im Blues-Restaurant, keine Show im Fort. Dafür nochmals Stonetown bei Nacht.



Der arabische Einfluss aus dem Oman ist deutlich zu sehen

So 20.08.2000

Wir wollen nach Mwangapwani. Das funktioniert nur zurück in die Stadt und von dort vom Busbahnhof aus. Wir erwischen ein Holzungetüm, bei dem wohl auch die Kolben aus Hartholz sind.

In Mwangapwani gehen wir in Richtung Höhle und werden von einem Einheimischen auf deutsch angesprochen. Rashid ist ein Glücksgriff. Er trägt die Fotokiste und dient als Führer. Ich kann Fotos und Videos machen.

Danach gehen wir zu den Slave Chambers. In diesen Räumen wurden nach dem Verbot der Sklaverei Sklaven angelandet und vor den englischen Kontrolleuren versteckt.




Am Strand liegen vor der Küste Korallenbänke. Wir schnorcheln.

Zurück in der Stadt versuchen wir, zum Mwera River Sink zu kommen. Das will einfach nicht funktionieren. Nach 17 Uhr geben wir auf und fahren nach Mtoni in unser Guesthouse.
Am Strand kochen und essen.

Mo 21.08.2000

Wir fahren nach Zanzibar town und gehen vom National Museum zu Fuß bis zum „Archives“, wo wir mit dem Direktor reden können. Er meint, dass es sehr wichtig wäre, die anderen Höhlen Sansibars zu vermessen. Er nennt uns auch welche, von deren Existenz erst jetzt Erkenntnisse vorliegen. Die Pläne wären wichtig, sowohl in touristischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Im Moment sei die politische Situation in Sansibar wegen der bevorstehenden Wahlen und den separatistischen Bestrebungen aber so sensibel, dass alle Forschungen – besonders von Ausländern – ab 1. Juli unterbunden wären. Wir haben einfach den falschen Zeitpunkt erwischt. Er gibt uns noch eine Adresse: Ministerium – Regionale Angelegenheiten. Auch dort erhalten wir dieselbe Auskunft.

Wir fahren zum Guesthouse und werden das schwere Gepäck los. Zurück in der Stadt lässt uns die Höhle Meile 9 Tumba Road keine Ruhe.

Daladala Nr. 7, hässliche Staubstraße, nie Touristen. Bei Meile 9 steigen wir aus.

Tatsächlich – dort ist der Hügel, aber mit Pumpstation und Wasserbehälter oben – Betreten streng verboten! Die Höhle in diesem Haitajwa Hill beim Dorf Dimani heißt Chomowani.

Es gäbe aber noch zwei weitere Höhlen in etwa 1 km Entfernung mit Wasser. Sie würden es uns zeigen.

Vom Kiosk gehen wir südlich am Haitajwa-Hügel vorbei, zunächst über den Fußballplatz und dann immer geradeaus nach Osten, unter der Überlandleitung durch, an einem Brunnen vorbei (Wasserspiegel etwa 8m tief), bis es geradeaus etwa 3 bis 4m tiefer geht. Schon stehen wir vor einem Abri. In etwa weiteren 4m Tiefe steht klares Wasser. Die Jungs stürzen sich rein.

Es ist die Machomvi ndogo – die kleine Machomvi.

Ob es unten weiterführt, ist nicht zu erkennen – ich habe keine Maske dabei.

Ein kleines Stück zurück, über die Stufe aufwärts und dann links geht’s zur Machomvi kubwa – der großen Machomvi.

Ein Dolineneinbruch von 10 – 20m Durchmesser, an einer Seite Anstiegsmöglichkeit, auf der anderen großes Abri, in etwa 8m Tiefe Wasser, mindestens 3m tief und es soll Fortsetzungen geben. Das Wasser ist wie in den anderen Höhlen süß und klar – ein tolles Schwimmbecken für die Jungs. Ich habe nichts dabei. Weder GPS noch Schwimmzeug.

Hat das Ganze etwas mit dem Mwera River Sink zu tun?
Wie weit führt der Karstwasserweg? Ist das tauchbar? Für Robert ist die Sache hier eher erledigt. Ich würde gerne nochmals hierher kommen.

Wir warten nach Rückkehr zum Kiosk etwa 1 Stunde und trinken was bis zum nächsten Daladala. Es wird ein Rekord: Im kleinen Lkw über 30 Leute!

In Zanzibar town gleich in das 1. „B“ und zum Guesthouse in Mtoni.
Duschen, Essen kochen – weil es so spät ist, heute nicht am Strand, sondern im Hof.

Danach zur Kneipe nach dem French Restaurant. Natürlich über den dunklen Gehweg mit Fahrradfahrern und Mopeds. Die Wahl ist die bessere – es gibt das 7% Bingwa für 800. Nach 22 Uhr zurück. Schreiben.

Di 22.08.2000

7.30 Uhr raus, Frühstück, packen.
Wir runden auf 30.000 TSH auf und nehmen das nächste „B“ zum Drijani-Markt. Dort setzen wir uns in einen 10er, der uns beim Jozani-Reserve ansetzen kann (2×800). Gute Straße. Gegen 11 Uhr sind wir dort. Wir zahlen 500/Person und schließen uns einer kleinen Gruppe Franzosen an.

Es geht zunächst zurück über die Fahrstraße zu einer Colobus-Affen-Gruppe. Diese sind sehr mit Menschen vertraut und lassen uns ganz nahe herankommen. Fotos und Videos. Dann geht’s auf den großen Rundweg. Da die Franzosen weniger Zeit haben, nimmt der Fahrer mit ihnen den ersten Shortcut und schickt uns alleine weiter. Wir lassen uns viel Zeit. Es ist teilweise herrlicher tropischer Wald – aber nichts von wildlife zu sehen. Deshalb gehen wir abschließend nochmals zu einer zweiten Colobusaffengruppe, wofür ich 1000 in die Donation-Box spende.

Um 14 Uhr sitzen wir wieder an der Straße und warten auf ein 9er, das uns nach Bweju bringen soll. Nach über einer Stunde kommt das erste, das aber zu voll ist. Nach 90 Minuten kommt ein Schleppertaxis, das backpacker zu guesthouses an der Ostküste bringt. Es hält und nimmt zu den 2 Paaren drin noch uns beide zum vollen Preis ab Zanzibar town (3000 pP) mit. Es wird eine üble Fahrt nach Jambiani.

Im ersten guesthouse, “Manufaa”, 7 Dollar pP, bleiben wir.
Einchecken, reinigendes Bad am Traum-Korallenstrand, kochen, Drinks richten.

Spaziergang bis zum Hotel eines Deutschen aus Stuttgart, wo ich trotzdem nicht wechseln kann. Ich bin erkältet und der Wind hier macht mir ganz schön zu schaffen. Von den lokalen Jungs erfahre ich, dass es südlich eine Höhle geben soll, im Land drin mindestens 4 und dass es nicht nur bei Kufile eine Höhle gäbe, sondern auch südwestlich davon. Na also!

Morgen könnten wir Fahrräder leihen und hinfahren.
Ich sitze noch bis 22 Uhr am Laptop und schreibe an den „Notes on Caves in Zanzibar“.

Mi 23.08.2000

Trotz Erkältung und ohne Decke wird die Nacht mit Trainigsanzug und Handtusch als Decke OK.
Ich wache um 6.30 Uhr auf und komme doch zu spät zum Sonnenaufgang über dem Meer.
Es geht die Checkerei los: Wie kommt man zur nächsten Höhle?

Wir beschließen endlich, zu Fuß loszuziehen und angeln uns einen Jungen aus dem Dorf, der einige Brocken Englisch spricht. Er führt uns leicht nördlich vom Manufaa einen Fahrweg geradewegs nach Westen in den Busch. Bald ist der Track links von einer Wasserleitung und rechts von reiner dreiphasigen Freilandleitung begleitet. Es geht also zur örtlichen Pumpstation. Kurz vor dem alten und dem neuen Hochbehälter arbeitet ein Mann auf dem Feld, der anscheinend Wächterfunktion hat. Die beiden Jungs, die uns begleiten, kuschen sofort und machen uns klar, dass man in die Höhle, aus der das Wasser gepumpt wird, nicht reinkäme. Nicht weit weg sei aber noch eine andere Höhle. Wir gehen den Weg etwa 250m zurück und gehen kurz vor einem Feld über die Wasserleitung weg rechts in ein Wäldchen. Nach 20m stehen wir vor dem Höhleneingang. Es ist die Panga ya Kivuli, etwa 1,45 km vom Strand.


Robert macht sich fertig und steigt ab.

Ich mache Video und Foto und steige dann ebenfalls ab. Hier müsste man tauchen! Unten ist der See sichtbar nicht zu. Gibt es einen Siphonzugang in den Karstwasserkörper mit tauchbaren Gängen? Schade, dass es mich mit einer fiebrigen Erkältung erwischt hat. Vielleicht kann ich es morgen versuchen.

Wir gehen zurück und schlafen über die Mittagszeit 1 Stunde. Dann gehen wir wieder ins Dorf. Fast 3 km wandern wir nach Süden, immer noch im Dorf. In einem Hotel tauschen wir je 100 DM zu 380, dem besten Kurs, den wir bis jetzt hatten. In Mandes Laden fragen wir nach Fahrrad und Höhle und trinken eine Cola.
Beim Fahrradverleiher erfahren wir die Preise: 5 Std 1800, 1 Tag 3000. Das ist fair.
Aber: Guide zur Höhle 2000 pP. Wir sagen ab und wollen von Mande die Jambiani-Tour für 5 US$, wie im Prospekt angegeben. Das geht nicht. Ich werde ärgerlich. Er hält damit die Leute zum Narren. Robert meint, er würde es jetzt noch allein machen, mit Fahrrad und guide von Mande. Sie werden einig. Fahrrad bis 19 Uhr.

Ich gehe zu Fuß zurück. Robert kommt mit Fahrrad und packt für die Höhle.
Ich schreibe zuerst und koche mit dann eine Suppe.

Um 19 Uhr kommt Robert. Alles klar.
Es ging zuerst etwa 2,5 km nach Westen, dann etwa genau so weit nach Süden.

Die Pango Kumbi ist über 100m lang und hat mehrere Eingänge. In der Höhle mit Gangdimensionen von bis zu 10x20m gibt es eine Wasserstelle, Fledermäuse und Wespen. Bis jetzt ist sie die Nr. 2 auf Zanzibar.
Schreiben, Skizze. Versuche, ein Bier zu bekommen – nichts unter 1000.
Robert macht noch einen Strandspaziergang, ich schreibe bis nach 21.30 Uhr.

Do 24.08.2000

6.30 Uhr aufstehen. Die Nacht war OK. Zum ersten Mal seit zwei Tagen duschen, Wäsche waschen, Frühstück. Wir beschließen, schnorcheln zu gehen. Da ich noch nicht ins Wasser sollte, verhandeln wir. 3000 für Robert, 1000 für  mich fürs Mitfahren. Von 8000 kommen wir schließlich auf die Hälfte runter und teilen uns das. Das passt unserem Vermieter nicht. Nach zwei Bootswechseln sind wir endlich auf dem Weg. Da die Angelegenheit ziemlich nass wird, stehe ich am Mast. Bis wir draußen ankommen, geht es Robert so schlecht, dass er zuerst mal mit dem Frühstück die Fische anfüttert. Er macht danach zwei Schnorchelgänge, ist aber nicht in bester Form, während es mir den Umständen entsprechend gut geht.

Zurück im guesthouse schläft Robert, ich schreibe.

Nachdem ich mich ebenfalls hingelegt habe, packt mich ein weiterer Fieberschub. Ich leihe ein Thermometer: 38,1 °C. Kurze Beratung, dann steht fest, wir fahren nach Zanzibar town. Auschecken statt um 9.30 Uhr um 15.30 Uhr. Trotzdem 2x 10.000 TSH, wie ausgemacht. Er bekommt das von mir auf die Hand. Nach der blöden Frage, ob das für 1 oder für beide wäre, steht fest, dass er nichts dazu bekommt. Ich bin gespannt, was er jetzt für einen Transport organisiert und wieviel er dabei wohl abzockt. Auf jeden Fall sollte ich so schnell wie möglich ins Krankenhaus! Bevor der Touristenbus kommt, organisiert er einen special transport für 20.000 in einem Suzuki, staubdicht, airconditioned.

Um 18 Uhr bin ich beim indischen Abzocker, dem Touri-Arzt. Die Blutuntersuchung per Mikroskop zeigt keine Malaria, was aber nichts heißt, wenn ich Lariam nehme und gerade kein Fieber habe. Das Blutbild sonst zeigt keinen direkten Grund für eine fiebrige Entzündung. Also: Volle Breitseite!

Die Zinnat 500, die ich dabei habe plus 4 Fansidar plus 20 Paracetamol. Er kassiert 200 DM bar. Kein Wunder, wenn er fett wird. Damit bin ich aber beruhigt. Mit Robert, der inzwischen in Mtoni eincheckte, gehe ich essen – das mieseste, was ich in 4 Wochen bekam und haue mir die erste Breitseite Medikamente rein.

Nach Mtoni – bis 22.30 Uhr am Laptop.

Fr 25.08.2000

Etwa ab 4 Uhr bin ich wach. Um 6.15 Uhr stehe ich auf, dusche und schreibe einen Brief.

Frühstück. Das Gepäck lassen wir in Mtoni und fahren nach Zt. Nach guter Karte fragen – nichts! Post OK. Kopien, Berichtsausdruck und Internet, OK. Zum „Archives“. Es ist nur der Vize da, der dankend den Bericht annimmt und uns dafür die Veröffentlichung der Ausgrabung in einer Höhle auf Sansibar fotokopiert. Diese Höhle ist auch für uns wieder neu.

Wie ausgemacht, sind wir um 12 Uhr wieder in Mtoni, bezahlen 10.000 und checken aus.

Kurz vor der Kreuzung werden wir rausgelassen. Ich finde auch bald einen, der für 500 meine Kiste bis zur Fähre trägt. Abmelden bei der Zollbehörde. Warten auf das Boarding. Ich bleibe auf dem oberen Hinterdeck in der Sonne und hole mir noch etwas Farbe.

Taxigeier in DAR. Ich bekomme meinen für 1000 zum Safari Inn und kann ihn dann auch abhängen, weil er an der Rezeption erfahren möchte, ob ich reserviert habe und wann ich abfliege. Ich muss ihm klarmachen, dass ihn das nichts anzugehen hat. Seine Aufgabe ist erledigt!

Einchecken, was trinken gehen, mit Gästen reden, 1 Std. dösen, Essen im „Chefs Pride“.

CNN: Am Donnerstag Morgen, also gestern, ist in Bahrain einen Gulf abgestürzt! Scheiße – wir fliegen mit der Gulf.
Schreiben bis 22 Uhr. Danach zu einer Fanta in die Lobby. Talk mit einer dt. Ärztin, deren Familie schon seit Jahren in Lindi eine Praxis führt.

Sa 26.08.2000

7 Uhr aus, duschen, Frühstück, auschecken, Gepäck im Hotel lassen.

Zu Fuß zur Gulf. Es ist sehr eng bei ihnen. Es muss bei den Terminierungen bleiben. Robert hat mit seinem Anschlussflug Pech. Im Oman kein Stopover Programm – nur das Hotel für die ganze Zeit bis zum Anschlussflug.

Wir gehen in einen Internet-Shop und schreiben einen langen Brief an Michael, der nach Knopfdruck nicht ankommt, aber ansonsten total weg ist. Der nächste geht dann endlich raus.

Im Hotel fertig packen. Morgens haben wir ein Taxi für 4 US$ gefunden – sehr günstig. Fernsehen. Um 12.45 Uhr kommt der Taxifahrer.

Am Flughafen stellt sich raus, dass 4$ zu wenig sind. Entweder wir haben uns missverstanden oder der Typ will uns verarschen. Sein Pech.

Gepäck bis FFM durchchecken. Windowseat. Mit nur wenigen Minuten Verspätung hebt die Maschine ab. Alles in Wolken, Dunst und Gegenlicht. Schade, Sansibar bleibt fast unsichtbar. Der Kilimandscharo kommt aber sehr schön aus dem Wolkenmeer heraus. Danach Sonnenuntergang. Essen. Landeanflug auf Muscat, Lichtermeer in der Wüste. Etwas harte Landung. Als Transithotel „Novotel“ direkt beim Flugplatz. Das Ding ist noch besser als das Holiday Inn. Einchecken, Fernsehen bis 3 Uhr Ortszeit. Klimaanlage ausschalten. Pennen.

So 27.08.2000

10 Uhr raus, Morgenprocedere. In den Pool. Dort lässt sich‘s aushalten. Sonnen. Mittagessen. Um 14.15 Uhr mit anderen Gästen ein Taxi mieten – Tour in die Stadt. Muscat ist uninteressant. Dadurch, dass alles neu ist, ist jedes Flair weg.

Das alte Muscat als Gewürzumschlagplatz gibt es nicht mehr.
Und wo sind die Menschen?

Ich spiele im Hotel eine Stunde am Flügel. Pool, Abendessen. Auschecken. 21.30 Uhr Transfer zum Flughafen. Müde, warten. Boarding, pünktlicher Start in die Nacht.

Mo 28.08.2000

Um 6.55 Uhr Landung in einem nebligen Frankfurt bei 14°C. Abschied von Robert. Ich bin ziemlich fertig und schleppe mich mit meinem schweren Gepäck zum Reisezentrum.

ICE um 7.56 Uhr. Durchfall.

Bericht: Höhlen auf Sansibar